Die deutsch-tschechische Grenzregion ist ein reiches Quellgebiet

Wirbellose Tiere der Quellgebiete

Michal Bílý, Tschechische Agraruniversität Prag

Ein Quellgebiet ist nicht nur ein Quellaustritt. Im wahrsten Sinne des Wortes ist es ein lebendes System, das eine Vielzahl von Organismen beherbergt. Viele haben zwar mikroskopische Dimensionen und ohne Vergrößerungsoptik sind für uns unsichtbar, aber andere, größere, können wir bei näherer Betrachtung des Bodens des Quellgebietes sehen. Es geht vor allem um wirbellose Wassertiere, die die auffälligste Kategorie der Organismen darstellen, die wir in einem Quellgebiet treffen können. 

Die auf der Oberfläche des Gewässerbodens oder direkt im Substrat lebenden Organismen, die die Oberfläche des Bodens (Sand, Sumpf, verfallene Blätter, Totholz) bilden, werden fachlich als sog. Benthos bezeichnet. Als Makrozoobenthos nennen wir die Kategorie der benthischen wirbellosen Tiere, die mit Augen zu beobachten sind, in der Regel größer als 1 mm. In den Quellaustritten, wo das Milieu des Gewässerbodens einen wichtigen Teil des Gesamtraums darstellt, kann Benthos die wesentliche biotische Komponente repräsentieren.

In Bezug auf die Funktion im Ökosystem sind benthische Tiere entweder sog. Konsumenten und / oder Destruenten, also Organismen, die sich von anderen Organismen oder von toter organischer Substanz (Detritus) ernähren. Die meisten Lebewesen des Quellgebietes vertreten die auch in anderen Gewässertypen vorkommenden Gruppen, vorzugsweise in Bächen. Trotzdem findet man in Quellgebieten auch die für diese Umgebung typischen Arten, sog. Krenobionte. Diese sind an große Stabilität der physikalischen und chemischen Bedingungen der Quellgebiete gebunden und dadurch sind sie geeignete Bioindikatoren, die auf langzeitig unbelasteten Zustand vom Quellgebiet hindeuten.

Quellgebiet als Zuhause für Krebs- und Muscheltiere

Eins der zahlreichsten Lebewesen der Quellgebiete ist der Bachflohkrebs (Gammarus fossarum) aus der Gruppe der Krebstiere. Sein Körper ist seitlich abgeplattet, hat viele Beine und bewegt sich sehr schnell.  Er kommt oft in sehr hohen Zahlen vor. Er ist nicht nur an das Quellgebiet gebunden, er bewohnt auch viele Bäche. Er ernährt sich überwiegend von ins Wasser gefallener Pflanzenmasse.

 Andere typische Lebewesen der Quellgebiete sind die Strudelwürmer. Hier soll vor allem der Alpenstrudelwurm (Crenobia alpina) genannt werden. Auch wenn er nicht nur an das Quellgebiet gebunden ist, ist er sein typischer Bewohner, und zwar auch in den Tieflagen, was seinem wissenschaftlichen Namen nicht entspricht.  Obwohl es auf den ersten Blick überraschend scheint, ernähren sich die winzigen und zarten Strudelwürmer räuberisch und sind fähig, eine wesentlich große Beute zu verzehren.

Fast in allen Quellgebieten kann man kleine Muscheltiere treffen - “Schulp”, die oft nur etwas größer als ein Stecknadelkopf sind. Es handelt sich vor allem um Erbsenmuscheln, Stamm Pisidium, die sich von mikroskopischen Partikeln organischer Substanz ernähren.

In den Quellgebieten trifft man auch die Insektenlarven. Es geht um z. B. Steinfliegen (Plecoptera), die an kühles sauerstoffreiches Gewässer gebunden sind und einige Arten gerade die Quellgebiete bewohnen. Man kann sie nach zwei langen Antennen und zwei ähnlich langen Schwanzfäden am Hinterende erkennen. Die meisten Arten der im Quellgebiet lebenden Steinfliegen sind pflanzenfressend, oder sie ernähren sich von Detritus.      

Eine bekanntere Insektengruppe sind die Köcherfliegen (Trichoptera). Sie sind an allen unseren Gewässern zu finden, man findet hier auch einige Krenobionten. Die Köcherfliegenlarven (den Schmetterlingsraupen leicht ähnlich) sind für ihre tragbaren Wohnröhren bekannt, die sie aus unterschiedlichsten Materialien wie Sand, Holz- oder auch Muschelstückchen bauen. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe von Familien, die keine Köcher bauen. Die meisten freilebenden Larven sind Räuber, dagegen die köcherbauenden ernähren sich von Detritus.   

Wenn wir die Lebensbedürfnisse der in Quellgebieten lebenden Lebewesen begreifen, können wir wertvolle Daten über die Wasserqualität als auch das Milieu des Quellgebietes gewinnen, nicht nur für den  Kurzeit- sondern auch für den Langzeitmaßstab.

Larva pošvatky (Plecoptera) Foto: autor

Larva pošvatky (Plecoptera) Foto: autor

Ploštěnka horská (Crenobia alpina) Foto: autor

Ploštěnka horská (Crenobia alpina) Foto: autor

Hrachovka (Pisidium sp.) Foto: autor

Hrachovka (Pisidium sp.) Foto: autor

Blešivec (Gammarus sp.) Foto: autor

Blešivec (Gammarus sp.) Foto: autor

Studentka při výzkumu.

Studentka při výzkumu.

Práce v terénu.

Práce v terénu.

DAS PROJEKT "QUELLEN VERBINDEN LANDSCHAFTEN UND STAATEN - UMWELTBILDUNG UND KOOPERATION IN DER REGION LIBEREC-ZITTAU" WURDE AUS MITTELN DER EUROPÄISCHEN UNION GEFÖRDERT.

© 2016 - 2018 Technická univerzita v Liberci | Fotografie Erik Lehmden